Autorentage

17
Dez
2006

Springen

"Von wegen Selbstmord ist ganz schön feige!"
Was hat sie da gesagt? Ich kenne Lisa eigentlich gar nicht.Erst seit ein paar Stunden. Wir haben uns im Zug getroffen. Das Abteil war brechend voll und ich war einfach zu müde um die 6 Stunden Fahrt im Stehen durchhalten zu können. Wir wechselten uns ab mit dem Sitzplatz, den Sie ergattert hatte.
Ich meine wessen Idee war das denn hier bitte? Ich könnte gut drauf verzichten hier in der Kälte auf dem zugigen Dach zu stehen. Aber wir haben es so besprochen.
"Wer springt zuerst?" Lisa beugt sich zu mir hinüber. Es fängt an zu schneien. Ich mag Schnee. Zuhause, also das heißt da wo früher mein zuhause war, wurde immer heißer Kakao aufgesetzt, sobald es anfing zu schneien. "Falls dem Papa kalt ist, wenn er nach Hause kommt!" kommentierte meine Mutter dann immer. Mein Vater kam nie nach Hause. Wir hatten ihn seit meinem 3. Lebensjahr nicht mehr gesehen. Einfach weggegangen war er. Meine Mutter glaubt wohl heute noch er käme eines Tages zurück.
"Wollen wir nicht lieber warten bis es aufgehört hat zu schneien?"
"Ich dachte wir sind uns einig.Was soll dieses rumgerede und zeit geschinde?Du musst zuerst. Ansonsten überlegst du es dir sowieso nur anders."
"Ob es sehr weh tut?"
"Na, was denkst du denn?"
"Weiß nicht. Ich war mir wirklich sicher. Ich meine ich habe das wirklich so gemeint vorhin. Es geht nicht mehr. Aber ich habe Angst. Ich habe Angst, dass es weh tut."
"Tut es jetzt nicht auch weh?"
Lisa hat Recht. Mein Leben tut weh.Woher nimmt sie nur diese bittere Entschlossenheit?Ich zweifle immer noch, ob ich es hier beenden will.
"Wollen wir nicht wirklich warten bis es aufgehört hat zu schneien und dann zusammen ... Da hinten ist ein Vorsprung da können wir warten."
Lisa grummelt vor sich hin.
"Ok, aber nur wenn wir dann gemeinsam springen."

Hier unter dem Vorsprung ist es eigentlich richtig gemütlich. Es ist um einiges wärmer als da vorn auf dem Sims.
Ich breite meinen Schlafsack aus, der in meinem Rucksack auf seinen Einsatz gewartet hat.
"Willst du hier übernachten?" Lisa lässt sich direkt auf den Boden fallen.
"Du holst dir noch irgendwas weg!" höre ich mich sagen.
"Sehr witzig!"
Sie hat Recht. Eine Erkältung im Vergleich zu dem was vor uns liegt erscheint auch mir lächerlich. Trotzdem ist mir kalt.
"Möchtest du mit unter die Decke?"
Lisa rutscht zu mir herüber und wir wickeln uns in die Decke.

Der Schnee wird stärker und die Schneeflocken wirbeln um uns herum.
Ich beobachte die Schneeflocken. Sie sind so leicht und wirken zufrieden. Ihr Job besteht darin zu gefrieren und auf den Boden zu fallen. Mehr nicht. Eventuell werden sie noch zu einem Schneemann. Aber dieses Glück trifft nur wenige Schneeflocken.
"Magst du den Schnee?"
Lisa starrt mich an. Während des ganzen Zugfahrt hatte sie nur ein paar Sätze gesagt.
Ich weiß eigentlich gar nichts über sie mit Ausnahme ihres Namens und Ihres Vorhabens.
Wir schweigen. Anscheinend möchte Sie nicht reden.
So vergehen sicherlich eine Stunde oder länger.
"Lisa?"
"Hm..?"
"Warum...Warum willst du das tun?"
"Warum willst du das tun?Was ist denn das für eine Frage?Ich hab schon meine Gründe! Wir haben eine Abmachung!"
Ich weiß nicht was ich dazu sagen soll. Ein Zittern durchfährt mich und ich beginne einfach zu erzählen:
"Meine Mutter war schwer krank. Sie hatte Krebs und eine Menge gelitten bevor sie erlöst wurde. Sie war so dünn und konnte nicht mehr essen oder reden. Sie hat immer nur davon gesprochen was wir alles tun wenn sie wieder gesund ist. Gesund!!! Hah, was für eine komische Hoffnung. Sie wusste ganz genau, dass sie nicht mehr gesund wird. Nun bin ich allein. Vor zwei Tagen hat sie mich gebeten ihr Wasser zu holen und als ich wieder in ihr Zimmer kam da hat sie die Augen nicht mehr aufgemacht. Einfach im Stich gelassen hat sie mich." Tränen rollen über meine Wangen. Ich versuche sie zu verstecken. Lisa soll sie nicht sehen.

Wie kamen wir eigentlich hier auf das Dach?
Wir tauschten die Plätze im Zug und sie fragte mich, ob ich traurig sei. Ich sähe sehr traurig aus. Sie sei auch traurig darum fahre sie in diesem Zug mit. Sie habe vor das traurigsein zu beenden. Man müsse sich vom Leben nicht alles gefallen lassen und ob ich nicht mitkommen wolle. Alleine wäre das eh doof und zu wenig ein Zeichen. Es habe nicht die Wirkung, die es haben sollte. Ich begriff gar nicht wirklich was sie da sagte aber ich wollte einfach ja sagen. Also sagte ich ja. Na klar komm ich mit.
"Egal wohin?" "Egal wohin!" antwortete ich.
Dann wechselten wir kein Wort mehr miteinander. Die ganze Zugfahrt über hörte ich nur noch das Poltern der Zugreifen, die über die Schienen knallten.

" Ich hab kein Bock mehr zu warten. Ich geh jetzt!" Lisa sprang auf. " Wo willst du denn hin?"fragte ich naiv.
Sie zeigte auf den Rand des Daches.Ich nickte. Wir nahmen uns an den Händen und gingen zu der eben gezeigten Stelle.
" Warte! Bevor ich das tue muss ich wissen, warum du das tust.Ich meine du weißt warum ich nicht mehr weitermachen kann. Ich habe niemandem zu dem ich gehen kann. Ich bin ganz allein und habe nichtmal mehr eine Wohnung oder Geld! Aber du? Deine Klamotten sind alles Marken, ich habe vorhin geschaut. In deiner Börse sind noch mindestens 500 Euro und ein auf dem Foto da sieht es gemütlich aus. Warum willst du da nicht wieder hin?"
Lisa starrte mich an. Ihre Augen waren leer und eine Träne drückte sich aus ihren Augenwinkeln.
" Ich habe nichts mehr zu verlieren!"
Sie schüttelte meine Hand ab und lief ein Stück weiter auf den Sims zu.

" Aber Lisa! Du bist so hübsch und intelligent. Du kannst supertoll zeichnen das hab ich auf dem Block in deinem Rucksack gesehen. Du kannst alles werden. Es stehen dir alle Türen offen"

Lisa weinte nun. Durch die starken Tränen wur ihr zierlicher Körper kräftig geschüttelt. Ihre Schultern bebten.

Plötzlich wusste ich warum ich mitgegangen war. Warum ich in diesen Zug gestiegen war und nicht in eine andere Richtung gefahren war wie ich ursprünglich wollte. Ich sollte sie retten!
Das ist meine Aufgabe. Der Sinn auf den ich gewartet hatte. Das Zeichen.
" Lass uns gehen. Was willst du denn damit beweisen? Ich weiß dass du es könntest, weil du alles kannst!"
" Ich kann nicht. Wenn ich jetzt gehe dann bin ich feige. Ich will stark sein! Er hat gesagt ich könne nichts. Ich würde sowieso nichts zu Ende bringen. Nichtmal ein Bild würde ich zu Ende malen. Er hat Recht. Verstehst du das Nina? Er hat völlig Recht. Ich bin zu feige zu feige für alles. Zu feige zum Leben und zu feige zum sterben. Weißt du wo wir hier sind?"
Ihre Augen fixierten mich und forderten eine Antwort. Ich schüttelte vorsichtig den Kopf.
"Nein? Du weißt es nicht? Aber ich. Dies ist die Kunstschule bei der ich mich beworben habe. Den theoretischen Test hab ich ohne Probleme bestanden. Mit einer EINS , einer EINS. Nur das Bild, dass ich abgeben sollte das bringe ich nicht fertig. Es geht einfach nicht. Es ist nicht gut genug. Nun ist die Frist verstrichen und sie haben mir geschrieben ich könne es ja nächstes Jahr erneut versuchen.Nächstes Jahr! Ich hab sie angebettelt ich könnes es schnellstmöglich nachliefern. Aber sie wollten davon nichts hören. Ich bin echt nicht gut genug. Für nichts."

"Lass uns reden, Lisa. Ich will einen Kakao und ein dickes Stück Sahne- oder Schokotorte. Ich will nicht sterben ohne nochmal meinen Lieblingskuchen gegessen zu haben! Ich will nochmal tanzen gehen und mich so richtig betrinken. Ich will noch einmal Weihnachten erleben, ich will einen Weihnachtsbaum sehen und riechen.Komm." Ich streckte ihr meine Hand hin.
"Bitte!"

" Ich liebe Schokotorte."

" Wir treffen eine neue Abmachung. Erstmal gehen wir nun runter und schlagen uns die Bäuche voll. Dann gehen wir tanzen und haben Spaß. In zwei Tagen ist Weihnachten vorbei. Bis dahin geben wir uns noch. Von deinem Geld holen wir uns einen kleinen Baum und übernachten in dem Hotel da drüben. Wir feiern WEihnachten und in 2 Tagen kommen wir wieder her!"
Ich spuckte auf meine Hand und streckte sie ihr hin."Abgemacht?"

Sie schaute auf meine Hand und dann auf Ihre. Zögernd erhob sie diese. Dann spuckte Sie auf Ihre Handinnenfläche und nahm meine Hand. Die Abmachung war damit besiegelt.

Wir gingen nie wieder auf dieses Dach. Wir zogen in eine gemeinsame kleine Wohnung und lebten dort ein paar Jahre zusammen.
Lisa ist heute eine bekannte Malerin und lebt in einem riesigen Haus.
Man kann alles schaffen was man will. Und manchmal ist der Weg dahin einfach sehr steinig und man kommt manches Mal vom Weg ab. Wichtig ist, dass man immer zurück kann. Nichts ist unmöglich!
Selbstmord ist feige!

5
Feb
2006

Eben eingefallen...

Du bist nicht was du schenkst aber du schenkst was du bist

19
Jan
2006

Kino des Lebens

"Und du bist doch verknallt in ihn!" Tina stupste ihrer Freundin auf ihre Nase. "Nein,sag sowas nicht.Der Typ ist doch gar nicht meine Kragenweite.Er sieht super aus,klar,aber nichts in der Birne.Traust du mir so einen schlechten Geschmack zu?" Celinas gespieltes Entsetzen nahm Tina nicht für voll.Celina schwärmte für den Typ,das war klar.Aber sie war zu stur um es zuzugeben. "Der Typ sieht echt gut aus", dachte Tina,"Wie war sein Namen noch?Achja,Markus." Sein Name war Markus Wollenberg.Er arbeitete in der Werkstatt,denen Tina ihre alte Ente immer zur Reparatur anvertraute.Er war charmant, höchst freundlich,sexy und ein Traumtyp.Und sicherlich vergeben. "Welchen Film wollen wir denn nun nehmen?"Celina riss Tina aus ihren Gedanken.Es war ihr egal.Entweder pure Action mit Jackie Chan oder wahnsinnig langweilige Kinoromantik mit George Clooney,die beide überhaupt nicht ihren Geschmack trafen. War Markus alleine hier gewesen?Oder sogar mit seiner Freundin?Sie hatte es nicht genau sehen können,weil er hinter dem riesigen Pappaufsteller verschwunden war.Für welchen Film hatte er sich wohl entschieden?Sicherlich Jackie Chan.Männer brauchen sowas. "Action!" entschied sie.Celina war zwar nicht so begeistert aber fügte sich dem Wunsch ihrer Freundin.Sie lösten die Karten,deckten sich an der Bar mit Getränken und Knabberkrams ein und setzten sich im Kinosaal auf ihre Plätze. Markus war nicht zu sehen. "Was machst du?" fragte Celina nachdem Tina sich ständig suchend umsah. "Nichts.Ich schau nur ob noch jemand im Kino ist,den wir kennen." "Außer diesem Prollo Markus?Wundert mich,dass der nicht in diesen Film gegangen ist.Ich meine das passt zu ihm." "Hey,sei nicht so gemein.Der Typ ist echt nett." "Quatsch.Ein Idiot." Warum Celina plötzlich wohl so aggressiv auf ihn reagierte?Letzte Woche war sie noch völlig beigeistert Tina in die Werkstatt gefolgt um ihn zu sehen,wie er ihr den Wagen aushändigte. Plötzlich wurde es dunkel im Saal und der Vorhang zog sich zurück.Der Film began.Tina lehnte sich gemütlich im Sessel zurück und folgte gespannt der Handlung des Films.

"Lass und noch was trinken gehen.Der Abend ist jung und wir auch!"Celina klemmte sich Tina unter den Arm und zog sie ins "69" der neuen Kneipe direkt unter dem Kino.Es war brechend voll.Während Tina Ausschau nach einem Tisch hielt machte Celina sich auf dem Weg zur Toilette.Plötzlich stand Markus vor ihr. "HI!"stammelte er.Sichtlich überrascht Celina hier zu sehen."Wie geht’s dem Auto deiner Freundin? "Prima,ich meine gut.Ich meine besser.Danke.Habt ihr gut hingekriegt."Celina versuchte zu lächeln aber sie merkte wie es ihr misslang.Er hatte sie eiskalt erwischt.Sie wusste nicht,was sie sagen sollte. "Und dir?Ich meine wie geht’s dir?" Wollte er das wirklich wissen?Nach allem was gewesen war? "Gut."log sie. MArkus entgegenete"Hör mal!Ähm.Also.Ich meine.Das,was ich dir da letzte Woche gesagt hab,das war ähm ich meine,das war nicht so gemeint.Ich fands nett und voll süß,dass du in mich und so.Aber ich..." "Hi,Markus!Was machst du denn hier?"Tina schien sichtlich erfreut ihn zu sehen. "Hallo.Ähm.Ich bin mit ein paar Freunden hier.Wir waren im Kino." Celina unterbrach ihre Unterhaltung."Tina lass und doch woanders hingehen.Hier ist es so voll.Ins Martinez?" "Aber Celina!wir sind doch grad erst..." "Komm,ich finds echt öde hier.Also machs gut Markus." Celina schob Tina aus dem Lokal. "was sollte das denn?"warf diese ihr wütend zu. "Ich wollte nicht.Ich meine,ich finds im Martinez einfach schöner."antwortete Celina. Tina wusste, dass sie log."Was ist wirklich?Was ist mit Markus?" "Ach,ich hab das was total blödes zu ihm gesagt.Und er hats wohl irgendwie falsch verstanden oder so,Du weißt ja.Männer bilden sich immer sonstwas ein." "Hm...Aber sonst reagierst du doch nicht so." "Jetzt schon.War halt ne blöde Situation.Sei nicht bös.Ich glaub ich möchte lieber nach Haus.Muss ja morgen früh raus." Ob sie Tina die Wahrheit sagen sollte?Tina erzählen,was er ihr erzählt hatte?Sollte sie ihrer besten Freundin davon berichten,dass nicht sie selbst sondern Tina die war die Markus "besser kennenlernen"wollte? Nein,das konnte sie nicht.Noch nicht.Denn was wäre wenn diese sich nun in Markus verlieben würde und die beiden ein Paar werden würden?Das wäre zu schwierig.Und am Ende wäre sie diejenige,die Tina verlieren würde. Aber wäre es nicht unfreundisch sie nicht darüber in Kenntnis zu setzen?Sie konnte ja nichts dafür.Er fand Tina halt einfach netter. Und sie würde Tina ihr Glück doch gönnen. Sie würde es ihr sagen müssen.Schließlich waren sie Freunde.Beste Freunde. Gleich morgen würde sie es ihr sagen.Und sie würde hoffen,dass Tina ihn grässlich fände.

Der Kampf

"Ich liebe dich doch!" hauchte Anna.Mark sah sie nicht an,sondern starrte
auf den Bürgersteig.Seine Füße versuchten Löcher in den Asphalt zu scharren.
"Es geht nicht,"wiederholte er."Ich kann nicht mit ihr Schluß machen.Nicht
jetzt.Sie braucht mich doch."
"Aber gestern brauchte sie dich noch nicht?Ich habe Monate auf diesen Tag
gewartet.Du hast gesagt,wenn sie aus New York wiederkommt,wirst du es ihr
sagen."entgegegnete Anna.
"Ja,aber die Dinge haben sich geändert."
"Was hat sich geändert?Sie ist immer noch dieselbe.Sie lügt und betrügt
dich.Seit einem ganzen Jahr.Sie geht mit dir um,als wärst du ihre
Spielpuppe.Eine ihrer Barbies.Sie liebt dich nicht.Sie kann dich nicht
lieben."
"DAs ist nicht dein Problem,meine liebste Anna"
Er küsste sie auf die Wange,dreht sich um und ging die Große Straße
hinunter.Sie sah,wie seine Konturen immer schwächer wurden und er irgendwann
in der Ferne verschwand.
Tränen rollten ihr über die Wangen.Sie unterdrückte den Wunsch hinter ihm
herzurennen.Ihn festzuhalten.Sie konnte seinen Duft riechen und die
Restwärme seiner Lippen an ihrer Wange spüren.Aber sie blieb stehen.Wie
festgewachsen.Nach einer Weile drehte sie sich um und ging ins HAus.Er war
fort.

"Das kann doch nicht wahr sein!"dachte Anna,als sie an diesem Morgen die
Treppen der U-Bahn hinunterhastete.Sie war wieder zu spät."Diese verdammte
U-Bahn!" Ihr Boss würde sie umbringen.Grade heute am Tag dieses wichtigen
Firmentreffens.
Anna arbeitete als Chefsekretärin in einem großen Modeunternehmen.Sie
verhandelten zur Zeit mit einer großen Modelinie aus New York, die ihr
Unternehmen gerne in ihr Sortiment aufnähme.Heute war das wichtige
Zusammentreffen der beiden Firmenchefs geplant.Ihr Chef war durchaus immer
zufrieden mit ihr gewesen,aber in letzter Zeit kam sie häufiger zu spät und
das sah er gar nicht gern.
Die U-Bahn fuhr ein.Anna stieg in den Wagon und setzte sich auf eine leere
Bank.Sie fischte ihr Buch aus ihrer Tasche und begann darin zu lesen.
Plötzlich wurde es lauter im Wagon.Anna hob den Kopf und sah,das jemand
einen ärmlich bekleideten Mann beschimpfte,er solle sie in Ruhe lassen und
lieber arbeiten gehen anstatt hier zu betteln.
Anna versuchte das Gesicht des Mannes zu erkennen.Es gelang ihr nicht,da der
Mann sich die Kaputze sehr weit ins Gesicht gezogen hatte.Der Mann tat ihr
sehr leid,darum suchte sie nach Geld in ihrem Portemonaie.Sie ging zu ihm
und wollte ihm das Geld in die Hand drücken.Der MAnn drehte sich um.Anna
erstarrte.
"Mark" flüsterte sie und starrte in sein Gesicht.Er starrte zurück.
"Geht es ihnen gut?" fragte er mitleidsvoll.
"MArk,erkennst du mich denn nicht?Ich bins!Anna!"
"Es tut mir leid,aber ich bin mir sicher,daß wir uns nicht kennen.So eine
schöne Frau vergißt man selten.Sagen sie,ist das für mich?"er nahm Anna das
Geld aus der Hand und verschwand in der aussteigenden Menge.
Anna blieb verdutzt zurück.Sie war sich sicher,daß sie eben Mark,ihrer
ersten großen Liebe begegnet war.Sie hatten einen wunderschönen gemeinsamen
Sommer gehabt während seine damalige Freundin in New York ein Praktikum
absolvierte.Zunächst sind sie nur Freunde gewesen,aber bei ihren vielen
Unternehmungen waren sie sich näher gekommen.Sie hatten viel geredet,er
hatte ihr erzählt,daß er nicht mehr glücklich mit seiner Freundin wäre und
schließlich waren sie zusammengekommen."MArk liebt Anna" hatte er in einen
Baum gerizt.Sie war so glücklich wie noch nie in ihrem Leben gewesen.Und
dann kam dieser Abend,an dem er sie einfach stehenließ.
"Und jetzt,tut er so,als würde er mich nicht kennen!"Anna wurde plötzlich
furchtbar wütend.Aber sie fragte sich dennoch,was aus dem Mark geworden
war,den sie damals liebte.
"Mensch,Anna.Versuchs zu vergessen.Das hast du schonmal geschafft.Der
Idiot."Anna stieg murmelnd an ihrer Haltestelle aus und lief die Treppen
hoch.Sie schaffte es grade noch pünktlich vor ihrem Chef ins Büro zu
schlüpfen.
Der Tag verlief gut.Sie hatten viel geschafft und das Geschäft war unter
Dach und Fach.
Trotzdem hatte sie immer wieder an Mark denken müssen.
Auch jetzt,als sie in die U-Bahn stieg mußte sie an ihn denken.Die Wut war
zwar verflogen,aber sie fragte sich,was mit ihm passiert sei.Plötzlich schoss es ihr in den Kopf:Der Brief!

"Anna!Da liegt Post auf deinem Schreibtisch!Wie wars an der Uni?Ich muß
los,ich treff mich gleich mit Nina.Bis später.Machs gut."Annas Mutter küsste
sie auf die Stirn.Sie fügte noch ein:"Bleib nicht zu lange wach." dazu.
Anna schlurfte in die Küche und hielt den Brief gegens Licht.Es war ein
einfacher weißer Brief mit weißem Papier,das mit blauer Tinte beschrieben
war.Sie erkannte die Schrift sofort,warf den Brief auf den Tisch zurück und
schaltete den Fernseher ein.Nein,so leicht war das nicht.Er hatte ihr zu
sehr wehgetan.Sie wußte,was in dem Brief stand.
"Es tut mir leid.Ich wollte das nicht so.
Aber ich muß es tun.Vielleicht kannst du mir eines Tages mal verzeihen.
In Liebe
Dein Mark"
So,oder so ähnlich.Und darauf konnte er warten,bis er schwarz wird.

Hatte sie den Brief weggesschmissen?Was hatte sie mit ihm gemacht?Nein,er
mußte in ihrer Erinnerungskiste sein.Zuhause angekommen rannte sie die
Treppen zu ihrer Wohnung hinauf.Sie riss die rote Kiste aus ihrem
Kleiderschrank und öffnete den Deckel.Da lag er,unberührt,als warte er
darauf,daß sie ihn lese.Sie nahm ihn in die Hand und ließ ihn durch die
Finger gleiten.Dann riss sie das Papier auf und entfaltete den Brief.
Ihre Augen glitten über seine Worte und während sie las,glaubte sie seinen
Duft und seine Wärme spüren zu können.Ihr rannen Tränen über die Wangen.
"Meine liebe Anna,
ich hoffe das du diesen Brief nicht nach den ersten Worten zerreißt.Bitte
hör mir zu!Ich liebe dich Anna.Ich habe immer nur dich geliebt.Natascha ist
schwer krank.Sie wird sterben.Sie hatte sich von mir nur eins geswünscht,die
letzen Monate mit mir verbrigen zu dürfen.ich konnte nicht anders.Ich konnte
es dir auch nicht sagen.ICh hatte Angst,du könntest es nicht akzeptieren.Und
ich mußte das für sie tun.Sonst hätte ich mir nie verziehen.Ich wollte dir
die Chance geben,dich neu zu verlieben.Mich zu vergessen.Ich hoffe das dir
das gelingt.Ich werde dich nie vergessen und werde dich immer lieben.Du
warst meine große Liebe Anna.Ich wollte mit dir alt werden.Ich wollte für
immer bei dir sein.Bitte verzeih mir.Vielleicht schaffen wir es eines Tages
uns wiederzusehen und begegenen uns vielleicht als Freunde.Wenn du möchtest.
Ich werde dich immer lieben.
Mark"
Nie wieder hatte sie einen Mann so lieben könnne wie MArk.Er hatte sie so
verletzt.Sie konnte nicht verstehen,warum er einfach so gegangen war.Sie
fühlte sich verraten und benutzt.Er war zu ihr zurück gegangen:Er hatte ihr
die ganze Zeit etwas vorgemacht.Alles das,war der Grund dafür gewesen,daß
sie nie vertrauen fassen konnte zu einem Mann.Sie hatte sich nie wieder
völlig hingeben könnne.Ihre Beziehungen waren geprägt von Angst und
Misstrauen.Und ihr Hass auf Mark hatte ihr komplettes Leben durchzogen.
Nur,weil sie nie die Chance bekommen hatte,herauszufinden,ob er sie wirklich
geliebt hatte.Ob es doch hätte klappen können.
Anna ließ die Hände sinken.Der Brief glitt ihr aus den Fingern.Anna schlang
die BEine um die Knie und weinte.Sie weinte alles heraus,was sie jahrelang
drin gelassen hatte.Diese wahnsinnige Enttäuschung,dieser Betrug,die Art,wie
sie anderen wehgetan hatte,weil sie es nicht schaffte sich einzulassen.Sie
weinte,weil er sie im Stich ließ,weil er sie einfach betrogen und verletzt
hatte.Und sie weinte,weil sie jahrelang immer so wütend und böse auf sich
selbst war,weil sie immer annahm,sie häte sich bon ihm täuschen lassen.Sie
weinte und weinte.
Und endlich schaffte sie es zu verzeihen:
Ihm
Und vor allem sich selbst.
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